Rome: Total War
Erscheinungsdatum: 2004
Art: Original Soundtrack (OST) / Gamerip
Komponist(en): Jeff van Dyck
Trackzahl: 33 / 38
(M)Arsch-geile Musik
Kein Weg ist lang mit einem guten Freund als Begleiter
Unbekannt
So sagt der Volksmund. Der Volksmund sagt auch, dass alle Wege nach Rom führen. Daraus kann man nun schließen, dass man unweigerlich irgendwann in Rom ankommt, und dass es mit einem Freund im Schlepptau sogar noch schneller geht. Man kann aber auch denken, dass der Autor wieder einmal Socken geraucht und auf der Suche nach einem ansprechenden Einstieg Sprichworte gegoogelt hat, bis er irgendetwas fand, das er ansatzweise zu einer kohärenten Einleitung verweben konnte.
Diese Deutungsfreiheit obliegt Ihnen, werter Leser, und Ihre Conclusio dürfen Sie gerne in den Kommentaren vermerken oder für Euch behalten. Um aber beim anfänglichen Bild zu bleiben, führen im 2004er Strategiespiel Rome: Total War tatsächlich viele Marschrouten in die vorchristliche Metropole, und die Zeit vergeht nach eigener Erfahrung schneller, wenn man sich amüsiert. Das tue ich, wenn ich beispielsweise guter Musik lauschen darf – wie in diesem Fall der Komposition von Jeff van Dyck.
Bei der Trackliste für Rome: Total War handelt es sich zwar nicht um einen OST (Original Soundtrack), also die offiziell kuratierte Musikauswahl, denn damals wurde leider selten an eine musikalische Auskopplung gedacht. Stattdessen haben wir hier eher eine Art Gamerip, also eine Kollektion von so gut wie allen Stücken, die in dem 2004er Spiel vorkommen. Anders als beim Mass Effect-Gamerip sind hier aber deutlich weniger Totalausfälle zu vermelden. Und das obwohl die Musik der Total War-Reihe seit jeher unter dem polaren Spielprinzip ‚leidet‘. Was meint der Mann damit? Kurz erklärt zeichnet sich die Spieleserie durch zwei grundlegende Komponenten bzw. Mechaniken aus: zum einen die Rundenstrategiekarte, auf der wir Zug um Zug unser Reich verwalten und Truppen verschieben, zum anderen die Schlachtenkarten, auf denen wir unsere Einheiten in Echtzeit auf den Gegner hetzen.
Musikalisch braucht’s also einerseits ruhigere Begleitung fürs entspannte Städteausbauen und Truppenschubsen, aber auch actionreiche Stücke, wenn sich die Armeen ordentlich auf die Mappe geben. Diesen Spagat meistert van Dyck meiner Meinung nach mit jedem Teil aufs Neue und gibt dem Soundtrack trotz der Schemahaftigkeit von betonter Ruhe und Brachial den zur jeweiligen Ära passenden Klang. Der Natur der Sache gemäß gibt somit Tracks für Leute, die sich eher über entspannte Musik und mediterranes Gitarrenzupfen freuen und Musik für Leute wie mich, denen beim steten Klang der Kriegstrommeln das Testosteron in die damals noch vorhandenen Haarspitzen schießt – man kann natürlich auch beides mögen.
Meine Präferenz wird spätestens in der Bewertungsskala deutlich, bei der die Schlachtentracks ausnahmslos besser wegkommen als vieles von der Kampagnenkarte. Klar, auch muss wieder einmal die Nostalgiekarte gezogen werden, denn als eine meiner ersten großen Strategieerfahrungen (neben Command & Conquer 2: Tiberian Sun) hat Rome einen speziellen Platz in meinem Herzen. Wie gerne würde ich deshalb zu jedem Track eine Anekdote, einen besonderen Moment oder einfach eine Melodiebeschreibung geben, aber alle en détail zu besprechen, würde einfach zu lange dauern und euch mehr langweilen, als dass es Lust macht. Das vermag nämlich am besten wie so häufig: selber Anhören! Macht euch ein Bild, hört rein, genießt es. Deshalb hier eine kurzer Abriss über die meiner Meinung nach besten Tracks:
- Melee Cafe: Der Track, der damals im Trailer lief und mir beim Anblick der grafischen Opulenz mit den hunderten von Soldaten den Zenit des Gamings beschied. Heute wird niemand mehr beeindruckt sein von der technischen Leistung, aber damals war’s halt einfach State of the Art. Und die Musik fetzt mit ihren treibenden Rhythmen nach wie vor.
- Rome HQ: Ich musste kurz überlegen, wann diese Musik gespielt wurde, und ich bin mir nicht sicher, ob es die Popup-Musik fürs Startmenü ist, bevor man das eigentliche Game öffnet, oder bei der Kampagnenauswahl. In beiden Fällen stellte sie ein Tor in die Antike für mich dar, durch die simplen, aber einfachen Klänge, die orientalischen Einschläge und das akzentuierte Aufspielen der einzelnen Instrumente.
- Rome: Total War: Der Klang des Hauptmenüs. Wie häufig habe ich einfach dagesessen und nichts gedrückt, weil ich dieses, sich anbahnende Epos hören wollte. Zu schön zum Skippen und bis heute immer noch Gänsehaut!
- Mayhem & Romantic Battle: Barbarenhorden, die aus dem Wald auf meine römischen Legionen zustürmen, ägyptische Sichelwagen die durch den Wüstensand fahren und Kataphrakte, die Soldaten niederreiten: so viele Erinnerungen schwingen mit.
- Imperial Conflict: Die Musik kombiniert meisterlich militärische Ordnung und Disziplin mit dem puren Schlachtenchaos. Marschtrommeln werden unterstützt durch Streicher, dann verdrängt und wieder und Bläsern überdeckt. Man fühlt die Wogen des Kampfes, das Vor und Zurück der Konfrontation.
- The Enemy Is Near: Sobald sich die Armeen in Bewegung setzten, begann diese Marschmusik, in der so viel Bedrohliches mitschwingt, aber gleichsam auch etwas Hoffnungsfrohes. Werden wir siegreich aus der Schlacht hervorgehen?
- Warrior March: Wie The Enemy Is Near geht’s hier auf in die Schlacht, aber bestimmter, martialischer. Es wird Blut fließen, unermüdlich treiben die Trommeln an, um dann in einem kurzen Moment des Suspense, der Ungewissheit zu verharren, bevor es unermüdlich weiter geht, immer weiter voran.
- Journey to Rome, Part 2: Für mich das Herzstück des Soundtracks war auch dieser Track Teil vieler Trailer-Montagen und vereint alle Aspekte der akustischen Begleitungen. Es beginnt mit rhythmisch Gitarrenklängen, die dann ergänzt werden durch brachiale Trommeln, langgezogene weibliche Vocals, die ihrerseits durch einen Männerchor übertönt werden und irgendetwas Lateinisches singen – von wegen tote Sprache! Je weiter das Lied fortschreitet, umso bestimmter wird es, eindringlicher. Der sich anbahnende Konflikt scheint unausweichlich. Großartig!
- Forever (Credits): Der einzige Song, in dem nicht auf Latein, sondern Englisch gesungen wird, kommt natürlich zum Schluss. Sängerin ist Angela van Dyck, vermutlich die Frau des Komponisten Jeff van Dyck, und die hat unter anderem auch die Credits im Nachfolger Shogun 2: Total War intoniert sowie Tracks in Medieval 2: Total War Kingdoms. Ein bisschen kitschig, ein bisschen Pathos, gefällts mir trotzdem – auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann, es im eigentlichen Spiel gehört zu haben.
- Soldier’s Chant: Einer meiner absoluten Lieblinge ballert dir die Ohren mit einer Marschmusik weg, die einfach Epik schreit. Männerchöre geben einfach allem eine Form der Gravitas und ich find’s geil. Moblize ist der kleine Bruder und kickt mich ein bisschen weniger, ist trotzdem aber über jeden Zweifel erhaben.
- Army of Drums & Intro Roman Scipii :More of the same vom Weg in die Schlacht gefällt mir aber besonders bei ersterem der kurze Moment der Spannung, bevor das rhythmische Tempo wieder aufgenommen wird. Macht Spaß und ist kurzweilig.
Puh, doch etwas länger geworden als ich gedacht hätte. Dann kürze ich den Rest des Soundtracks etwas ab, weil es im Grunde relativ selbsterklärend ist. Den Bodensatz meiner Skala stellen die meiner Meinung nach langweilige Tracks da, die in den meisten Fällen die Stücke für die Phase vor der Schlacht – der musikalischen Ruhe vor dem Sturm quasi – darstellen, in der wir wie bei einem Brettspiel unsere Einheiten platzieren können. Sie sind nun mal Teil der Sammlung, für die musikalische Klangerfahrung aber überflüssig – besonders im Vergleich zum Rest der Musik. Vielleicht kommt aber auch gerade deshalb der Rest der Tracks so gut weg, weil man den direkten Vergleich hat, wie es auch ginge.
Gehen wir chronologisch die Skala weiter nach oben, lassen die Tracks mit 2 Sternen immerhin Melodien erkennen, es fehlt hier häufig einfach das Knallige, das Besondere. Tracks wie Lonely Strategos oder Arabic Summer sind nett, Autumn und Barbarian Victory dagegen schon spannender. Im 4-er Bereich kommen dann die wirklich hörenswerten Stücke. Was mir indes an den Toptracks gefällt, habe ich ja lang und breit erklärt.
Am Ende dieses langen Weges haben wir also unsere Reise ins antike Rom geschafft, sind eingetaucht in eine Idee der Vergangenheit und durften epischer und getragener Musik lauschen. Ein Marsch für die Ohren, der nicht jedem gefallen wird. Aber es geht ja auch nicht jeder den Jakobsweg ab, auch wenn viele sagen, dass es sich lohnt. Und diese musikalische Pilgerfahrt kann eben ich empfehlen. By the way: wem das nicht genug Antike war, kann ja mal beim späteren Nachfolger Total War: Rome 2 von Richard Beddow reinhören. Wer dagegen eher auf Mittelalter oder Fernost steht, sollte sich die Musik zu Medieval 2: Total War oder Shogun 2: Total War anhören! Und für den kompletten Rundumschlag einfach mal bei Sid Meier’s: Civilization VI reinschauen.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.
Rome: Total War
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Journey to Rome, Part 1 | Jeff van Dyck | |
02 | Carthage Intro | Jeff van Dyck | |
03 | Warrior March | Jeff van Dyck | |
04 | Mayhem | Jeff van Dyck | |
05 | Barbarian Victory | Jeff van Dyck | |
06 | Rome HQ | Jeff van Dyck | |
07 | Eastern Intro | Jeff van Dyck | |
08 | Caesar's Nightmare | Jeff van Dyck | |
09 | The Enemy Is Near | Jeff van Dyck | |
10 | Imperial Conflict | Jeff van Dyck | |
11 | Lost Souls | Jeff van Dyck | |
12 | Egyptian Intro | Jeff van Dyck | |
13 | Death Approaches | Jeff van Dyck | |
14 | Divinitus | Jeff van Dyck | |
15 | Contemplation | Jeff van Dyck | |
16 | Drums of Doom | Jeff van Dyck | |
17 | Roman Intro | Jeff van Dyck | |
18 | Army of Drums | Jeff van Dyck | |
19 | Melee Cafe | Jeff van Dyck | |
20 | Arabs Victory | Jeff van Dyck | |
21 | Autumn | Jeff van Dyck | |
22 | Mobilize | Jeff van Dyck | |
23 | Romantic Battle | Jeff van Dyck | |
24 | Barbarian Domination | Jeff van Dyck | |
25 | Arabic Winter | Jeff van Dyck | |
26 | Rome: Total War | Jeff van Dyck | |
27 | Greek Intro | Jeff van Dyck | |
28 | Arabic Summer | Jeff van Dyck | |
29 | Soldier's Chant | Jeff van Dyck | |
30 | Journey to Rome, Part 2 | Jeff van Dyck | |
31 | Roman Celebration | Jeff van Dyck | |
32 | Epic | Jeff van Dyck | |
33 | Forever (Credits) | Angela van Dyck |
Rome: Total War [Gamerip]
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Journey to Rome, Part 1* | Jeff van Dyck | |
02 | Carthage Intro* | Jeff van Dyck | |
03 | Warrior March* | Jeff van Dyck | |
04 | Mayhem* | Jeff van Dyck | |
05 | Barbarian Victory* | Jeff van Dyck | |
06 | Rome HQ* | Jeff van Dyck | |
07 | Intro Eastern* | Jeff van Dyck | |
08 | Caesar's Nightmare* | Jeff van Dyck | |
09 | Enemy Is Near* | Jeff van Dyck | |
10 | Imperial Conflict* | Jeff van Dyck | |
11 | Lost Souls* | Jeff van Dyck | |
12 | Intro Egyptian* | Jeff van Dyck | |
13 | Death Approaches* | Jeff van Dyck | |
14 | Divinitus* | Jeff van Dyck | |
15 | Drums of Doom* | Jeff van Dyck | |
16 | Intro Roman Julii | Jeff van Dyck | |
17 | Army of Drums* | Jeff van Dyck | |
18 | Melee Cafe* | Jeff van Dyck | |
19 | Arabs Victory* | Jeff van Dyck | |
20 | Autumn* | Jeff van Dyck | |
21 | Mobilize* | Jeff van Dyck | |
22 | Romantic Battle* | Jeff van Dyck | |
23 | Barbarian Domination* | Jeff van Dyck | |
24 | Arabic Winter* | Jeff van Dyck | |
25 | Rome: Total War* | Jeff van Dyck | |
26 | Greek Intro* | Jeff van Dyck | |
27 | Arabic Summer* | Jeff van Dyck | |
28 | Soldier's Chant* | Jeff van Dyck | |
29 | Journey to Rome, Part 2* | Jeff van Dyck | |
30 | Roman Celebration* | Jeff van Dyck | |
31 | Forever (Credits)* | Angela van Dyc | |
32 | Barbarian Intro | Jeff van Dyck | |
33 | Invicta | Jeff van Dyck | |
34 | Lonley Strategos | Jeff van Dyck | |
35 | Melancholy | Jeff van Dyck | |
36 | Intro Roman Brutii | Jeff van Dyck | |
37 | Roman Scipii Intro [Roman Intro] | Jeff van Dyck | |
38 | Time to Kill | Jeff van Dyck |
*Track im Original Soundtrack enthalten