Far: Lone Sails
Beschwingte Einsamkeit
Da spreche ich doch lieber über die Musik des Indieabenteuers. Die stammt von Joel Schoch, der mit Blick auf seine Homepage vermutlich deutsch(sprachig)er Herkunft sein dürfte und IMDB zufolge primär für die Soundtracks zu Far: Lone Sails und dem Nachfolger Far: Changing Tides von 2022 bekannt ist. Diese Annahme bestätigt Schoch auf seiner Homepage selbst:
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sein Soundtrack zum vielfach preisgekrönten Indiecomputerspiel Far: Lone Sails welches 2018 erschien. Für den Soundtrack holte er sich eine Nominierung für den deutschen Entwicklerpreis in der Sparte: Bester Ton ab.
Komponist Joel Schoch auf seiner Homepage
Die Nominierung geht auch aus meiner Sicht vollkommen in Ordnung, ebenso wie die Niederlage gegen Hunt: Showdown, dessen Sounddesign bekanntermaßen herausragend war bzw. ist. Die 21 Tracks aus dem OST zu Far: Lone Sails müssen sich derweil nicht verstecken, stellen sie doch einen gefühlvollen Mix aus entspanntem Treiben und neugieriger Erwartungsfreude dar und schlagen damit in die gleiche Kerbe wie beispielsweise das oben benannte Unravel oder die SimCity-Scores von Jerry Martin.
Um diese Gefühlswelt zu erzeugen, setzt Schoch auf ein Ensemble aus klassischen Instrumenten, allen voran Holzbläsern wie der Klarinette und Oboe, Streichern und Klavier (Lights on, Still Driving, Lone Sails). Anders als die zermürbend wirkende Trostlosigkeit des eigentlichen Spiels, besitzt der Score eine Art Lebensfreude, die auf (be)rührend positive Weise motiviert. Natürlich gibt es auch die ‚düsteren‘ Ambientstücke wie Rain. Storm. Thunder. oder Canyon, die jedoch bei dem Narrativ zu erwarten und verschmerzen sind.
Dieser soliden Sammlung setzt Schoch meiner Meinung nach mit zwei Stücken die Krone auf: Einerseits mit Warmth in the Cold, das mit einer bedächtig vor sich hin spielenden Kalimba beginnt, die irgendwann durch ebenso formlose Streicher begleitet wird. Letzgenannte übernehmen zusehends die Hoheit über das Lied, bis schlussendlich Bläser an ihre Stelle treten und etwas spielen, das einfach schön klingt. Nicht raffiniert, nicht emotional, sondern einfach gut gemachte Entspannung.
Zum anderen brilliert der letzte Song des Albums, Lone Sails. Der beginnt mit dem einzelnen Klavier, das zur Mitte hin vom Orchester unterstützt etwas Bewegendes anstimmt. Ein wenig pathetischer und auf die Tränendrüse drückend, ohne dabei die positive Neugierde zu verlieren. Ich find’s gut gemacht und einen schönen Abschluss für den Score.
Damit meine Meinung jetzt nicht so alleine im Raum steht, möchte ich noch kurz aus einer Rezension auf der Steam-Seite des Soundtracks zitieren. Dort schreibt Nutzer*in Painel Sala Para TV Até 12 Pol (der Name geht ja mal gut von der Zunge), wie folgt:
Dieser Soundtrack ist wie ein Garten. Jeder Song fängt klein an und am Anfang scheinen sie sich alle irgendwie ähnlich zu sein, aber mit jedem Song wächst er, wird komplexer und wird zu einem neuen, wunderschönen Stück, das viel großartiger ist als seine einfachen Anfänge. Und doch fühlt sich jeder einzelne dieser Songs wie zu Hause [in dem Album] und im Garten.
Nutzer(*in) Painel Sala Para TV Até 12 Pol über den OST
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Colored Engine | Joel Schoch | |
02 | Sail, My Friend! | Joel Schoch | |
03 | Lights on | Joel Schoch | |
04 | Bridge | Joel Schoch | |
05 | Rain. Storm. Thunder. | Joel Schoch | |
06 | Night | Joel Schoch | |
07 | First Glimpse | Joel Schoch | |
08 | More to See | Joel Schoch | |
09 | Not Alone | Joel Schoch | |
10 | Inconvenient Circumstances | Joel Schoch | |
11 | Sun. Down. | Joel Schoch | |
12 | Swamptown | Joel Schoch | |
13 | Abandoned Construction Site | Joel Schoch | |
14 | Explore It! | Joel Schoch | |
15 | Drive It! | Joel Schoch | |
16 | Still Driving | Joel Schoch | |
17 | Canyon | Joel Schoch | |
18 | Warmth in the Cold | Joel Schoch | |
19 | Disorientated | Joel Schoch | |
20 | Half | Joel Schoch | |
21 | Lone Sails | Joel Schoch |