Tomb Raider [1996]
Sprung ins Abenteuer
Dabei wurde das Genre der Action-Adventures nicht nur spieltechnisch für eine erwachsenere Zielgruppe attraktiver gemacht; nein, besonders die männliche Gamerschaft bekam mit Protagonistin Lara Croft Pixelerotik im Dreieck-Look serviert. Ich kam damals leider nicht in den Genuss, selbst spielen zu können, sondern war dazu verdammt, anderen beim Zocken zuzuschauen, … bis dann irgendwann die Eltern reinkamen und hastig Hugo im CD-Laufwerk landete. Nein, nicht der Prosecco.
Der kulturelle Einfluss der Hobbyarchäologin auf die Popkultur ist heute kaum wegzudenken – ich erspare euch an dieser Stelle den üblichen Verweis auf das Musikvideo der Ärzte. Und dank des sehr guten Reboots von 2013 ist Tomb Raider bis heute relevant. Meinen Einstieg in die Reihe fand ich derweil mit Tomb Raider: Anniversary (2007), das Laras erste Abenteuer in zeitgemäßer Grafik neu erzählt und als Gratisbeilage für unsere neue Grafikkarte daherkam.
Wie für diese Seite üblich solls hier derweil und die Musik gehen. Deren Wirkung hängt meiner Meinung nach maßgeblich davon ab, ob man das Spiel damals gezockt hat oder wie ich nachträglich reinschnuppert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, welche Assoziationen man mit den ersten Tönen des gefühlvollen Tomb Raider-Themes verbindet, die ihm Hauptbildschirm erklingen. Besonders wenn man sich dazu noch das Ächzen und Stöhnen des PCs vorstellt, das Knistern der Boxen und das Flackern des Röhrenbildschirms. Schließlich geht‘s mir kaum anders, auch wenn meine Games eher Anno 1602, Die Siedler II oder Command and Conquer 2: Tiberian Sun waren.
Doch auch ohne den historischen Rahmen hat die Komposition von Nathan McCree einen gewissen Zauber. Der Komponist verbindet in dem 23-Track-langen Score hoffnungsfrohen Entdeckerdrang mit schneller Action, ohne auf den heroischen Pathos eines Indiana Jones-Films zu setzen. Dies war mit Blick auf die offensichtliche Inspiration natürlich naheliegend, der Fokus auf fast schon kindliche Neugierde sorgt stattdessen für einen angenehmen Kontrast der beiden Heroen.
Während auf der Leinwand Harrison Fords Uniprofessor auf der Suche nach sagenumwobenen Schätzen von einer Schießerei in die nächste gleitet, ist die wohlhabende Hobbyarchäologin vorsichtiger und kopfstärker unterwegs. Klar wurde auch bei Laras Abenteuern ordentlich geballert und spätestens seit Tomb Raider von 2015 nicht zu knapp, allerdings sind die Spiele naturgemäß langsamer.
Das zeigt sich in weiten Teilen des OSTs akustisch – obgleich nicht in der Länge: Denn die kommt mit knapp 19 Minuten sehr überschaubar daher. Dafür sorgen nicht nur kurzen Stinger-Einschübe (Tomb of Qulaopec, Anticipation, Danger, Revealed, Secret), sondern auch die letzten vier Stücke, die sich als Aufnahmen der Cutscenes herausstellen. Meiner Meinung nach hat das nichts in einem Soundtrack verloren, wobei die Frage, ob es sich wirklich um einen Original Soundtrack handelt, mal dahingestellt sei.
Trotzdem gibt es ein paar Highlights in der Komposition, darunter nicht zuletzt das Hauptthema, das mit einer Kombination aus Harfe, Streichern und Flöte startet, die gleichzeitig süß und bedächtig daherkommt, später dann einen kleinen Mystery-Anstrich erhält und schlussendlich durch die Vocals fast schon sphärisch wirkt … eben ganz anders als Indi. Auch schön, dass es in Stücken wie Authentic Tomb Raider und The City of Khamoon erneut aufgegriffen wird – Leitmotiv und so.
Generell entfalten die MIDIs einen herrlichen Retro-Charme, wodurch das schnelle St. Francis Folly und Miss Jacqueline Natla treiben wirken. Umgekehrt sind Epilogue, Tomb Beauty und The Plot Thickens zurückhaltender und könnten fast aus einem der Heroes of Might and Magic-Spiele entlaufen sein. Mein persönlicher Favorit ist indes das hektische The Chase, dessen simpler und repetitiver Aufbau, akzentuiert durch Synthies und Bässe, diesen gewissen Nervenkitzel einer Verfolgungsjagd sehr gut einfängt.
Fans werden am Ende dieser Review aufschreien, wie ich denn nicht das Main Theme ohne Bestnote ziehen lassen könne, – und das verstehe ich. McCrees Komposition besitzt einen unbestreitbaren Charme, bricht mit den heutigen Erwartungen und war für die damaligen Anfänge der 3-D-Spiele sicherlich wegweisend. Mir persönlich fehlt leider der Bezug, um mich vollends in den Klängen fallen zu lassen. Das wird sich in der Entwicklung der Reihe für mich zwar noch ändern, für die Anfänge der Serie gibts derweil von mir erst mal ‚nur‘ ein anerkennendes Nicken.
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Tomb Raider | Nathan McCree | |
02 | St. Francis Folly | Nathan McCree | |
03 | Tomb of Tihocan | Nathan McCree | |
04 | Showdown | Nathan McCree | |
05 | The Lost Valley | Nathan McCree | |
06 | Tomb of Qulaopec | Nathan McCree | |
07 | Sanctuary of the Scion | Nathan McCree | |
08 | Authentic Tomb Raider | Nathan McCree | |
09 | Anticipation | Nathan McCree | |
10 | Epilogue | Nathan McCree | |
11 | The City of Khamoon | Nathan McCree | |
12 | Danger | Nathan McCree | |
13 | Revealed | Nathan McCree | |
14 | Secret | Nathan McCree | |
15 | Tomb Beauty | Nathan McCree | |
16 | Puzzling | Nathan McCree | |
17 | The Plot Thickens | Nathan McCree | |
18 | The Chase | Nathan McCree | |
19 | Miss Jacqueline Natla | Nathan McCree | |
20 | Shock | Nathan McCree | |
21 | You Have My Attention | Nathan McCree | |
22 | Rulers of Atlantis | Nathan McCree | |
23 | A Grand Reopening | Nathan McCree |