Overlord 2
Farbenprächtige Fantasy
Die Reihe besitzt unbestreitbar ihren Charme, war allerdings nie erfolgreich genug, um sich im Massenmarkt durchzusetzen. Mit mittlerweile 15 Jahren Abstand zu Overlord 2 muss ich mir derweil eingestehen, dass das Gameplay nie so revolutionär war, wie ich es in meiner damaligen Game-Review zu Overlord ausgemacht hatte. Schließlich war Pikmin schon 2001 Vorreiter im Kleine-Leute-Herumkommandieren. Im Falle von Overlord macht das Befehligen der Comic-Relief-Minions, die unsere Anweisungen mit blinder Ergebenheit und begleitet von einfältigen Sprüchen ausführen, den Perspektivwechsel auf die Seite der Bösen dennoch unterhaltsam – besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht.
Wie schon in meiner Review zum Vorgänger erwähnt, war meine Nostalgie trotzdem getrübt, weshalb ich mir den OST zu Overlord 2 für diese Review mal wieder auf die Ohrmuschel gelegt habe. Ich sage es vorweg: Die Musik zum Nachfolger ist ein Weiter-so, schließlich war wieder der niederländische Komponist Michiel van den Bos am Werk. Dort wie hier würde „ein überspitztes Fantasy-Allerlei“ den 34 Track starken Soundtrack treffend beschreiben, wäre aber kein guter Differenziator zum ersten Spiel.
Nein, Overlord 2 wirkt eher wie die kontraststärkere Version des ersten Teils. Dort waren wir in düster bedrohlichen Zwergenstollen und generisch bedrohlichen Hobbit-Behausungen unterwegs, also quasi erdbraun bis grau. Das wirkte sich auch auf die Musik des Gamerips aus. Im Nachfolger betreten wir stattdessen farbenprächtigere Regionen wie das weihnachtlich angehauchte Nordberg, das elfenverseuchte Sanctuary und das tropische Everlight. Das färbt im wahrsten Sinne des Wortes auch auf den Score ab, der dadurch etwas mehr aus sich herauskommt.
Wo im Vorgänger eigentlich nur die Kampftracks im Gedächtnis blieben, avancieren hier auch die leicht kitschigen Ambientstücke wie Nordberg (Exploration), Arcadia oder Sanctuary (Beauty) zu kleinen Hinhörern. Dafür sorgen nicht zuletzt die wiederkehrenden Motive. Der OST fühl sich in sich geschlossener an. Zudem sorgt der neu eingeführte Gegenspieler in Form des römisch-angehauchten Imperiums mit seinen pompösen Klängen für einen deutlich wiedererkennbarerer Gegenpol.
Auch klassisch für die Serie ist der Humor, der an allen Ecken und Enden durchschimmert: Sei es das bewusst stereotype Nordberg (Christmas), das mit seinen klingenden Glocken aus einem Weihnachtswerbespot entlaufen zu sein scheint oder Everlight (Beach), das uns Bahamas-artige Stranderholung verspricht – nur echt mit Steeldrum. Ein weiterer Vertreter ist Minion Impossible, das nicht nur namentlich durch seinen temporeichen Stil an ein gewisses Spy-Thriller-Franchise mit Tom Cruise erinnert.
Zu den Top-Tracks: Meine persönlichen Favoriten sind das wie gewohnt tolle Main Theme, das auf dem Motiv des Vorgängers aufbaut, gleichsam wuchtiger und melodischer daherkommt und durch die musizierenden Minions erneut mit einem Augenzwinkern kommentiert, wie Banane das Setting eigentlich ist. Auch dieses Theme tauch hin und wieder im Score auf, mal schneller und dramatischer in Overlord Wrath oder Empire (Upperhand), mal langsamer und treibender in Netherworld (Epic).
Hinzu gesellen sich die Combat-Themes (Empire (Combat), Overlord Combat 2, Sanctuary (Combat)), die mit ihrem Zusammenspiel an dröhnenden Trompeten, kräftigen Trommeln und gezogenen Streichern an meinen niederen Instinkten rütteln. Den Abschluss bilden die Minion-Themes (Minion Band (Main), Minion Theme 2). Die blasen beide ins selbe Horn, beide Versionen funktionieren. Und das beschreibt auch den Score an sich ganz gut: Im Vergleich zum Vorgänger nichts Neues, im Vergleich zum Genrestandard nichts Außergewöhnliches. Aber die Mischung macht den Soundtrack meiner Meinung nach durchaus hörenswert – selbst wenn das Spiel heute nicht mehr so wirken sollte wie vor 15 Jahren.
Nostalgiewarnung
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Overlord 2 | Michiel van den Bos | |
02 | Prelude | Michiel van den Bos | |
03 | Nordberg (Exploration) | Michiel van den Bos | |
04 | Nordberg (Christmas) | Michiel van den Bos | |
05 | Empire (Combat) | Michiel van den Bos | |
06 | Overlord Combat 2 | Michiel van den Bos | |
07 | Nordberg (Arctic) | Michiel van den Bos | |
08 | Nordberg (Combat) | Michiel van den Bos | |
09 | Sanctuary (Tension) | Michiel van den Bos | |
10 | Sanctuary (Fay) | Michiel van den Bos | |
11 | Netherworld (Epic) | Michiel van den Bos | |
12 | Minion Band (Main) | Michiel van den Bos | |
13 | Arcadia | Michiel van den Bos | |
14 | Sanctuary (Beauty) | Michiel van den Bos | |
15 | Sanctuary (Combat) | Michiel van den Bos | |
16 | Minion Theme 2 | Michiel van den Bos | |
17 | Empire (March) | Michiel van den Bos | |
18 | Minion Infiltration | Michiel van den Bos | |
19 | Empire (Arena Subdued) | Michiel van den Bos | |
20 | Netherworld | Michiel van den Bos | |
21 | Netherworld (Mistress) | Michiel van den Bos | |
22 | Nordberg (Seaworthy) | Michiel van den Bos | |
23 | Everlight (Mystery) | Michiel van den Bos | |
24 | Everlight (Beach) | Michiel van den Bos | |
25 | Everlight (Jungle Explore) | Michiel van den Bos | |
26 | Everlight (Jungle) | Michiel van den Bos | |
27 | Minion Impossible | Michiel van den Bos | |
28 | Rose Theme | Michiel van den Bos | |
29 | Wasteland (Tension) | Michiel van den Bos | |
30 | Empire (Glory) | Michiel van den Bos | |
31 | Overlord Wrath | Michiel van den Bos | |
32 | Empire (Arena) | Michiel van den Bos | |
33 | Empire (Upperhand) | Michiel van den Bos | |
34 | End Credits | Michiel van den Bos |