Hearthstone: Heroes of Warcraft
Schankraum-Schunkeleien
Also eigentlich ein gutes Spiel. Eigentlich. Wenn es nicht von Blizzard wäre, die nach der Übernahme von Activision über die Jahre vom family-friendly Qualitycontent-Garant zum geldgeilen Straßenhändler degeneriert sind. Aus diesem Grund ist für mich aus dem ursprünglich durchaus empfehlenswerten Sammelkarten-Deckbuilder in der Warcraft-Welt ein Frustgenerator geworden, bei dem man als nicht zahlender Kunde stets im Hintertreffen steht.
Denn wie bei Spielen dieser Art üblich, macht man – zumindest kompetitiv – keinen Stich, wenn man nicht genug Zeit oder Geld in die Lootboxen buttert, in der Hoffnung, per Zufall an die spielentscheidende, legendäre Karte zu gelangen oder genug Essenzen zu farmen, um sie craften zu können. Hat man dann endlich sein Meta-Deck zusammengestellt, verkommen die Matches schnell zu routinierter Langeweile. Und weil die nächste Season mit ihren neuen Mechaniken die wertvollen Karten obsolet werden lässt und man sie überdies aus dem Ranked-Kartenpool entfernt, beginnt die Spirale von vorne.
Mancher mag sich diesem Sog freudig ergeben, mich dagegen nervt’s mittlerweile nur noch, wenn Spiele offensichtlich nur daran gelegen ist, mir möglichst viel Kohle und Lebenszeit zu klauen. Dabei macht Hearthstone mit seinem kurzweiligen Spielprinzip wirklich Spaß! Nur wenn man durch das Matchmaking immer und immer wieder mit irgendwelchen Cracks gematcht wird, die mit ihren – verzeiht den Ausdruck – Imba-Strategien jedweden Experimentiergeist im Keim ersticken, vergeht selbst mir die Lust. Bleiben mir halt die Erinnerungen an diverse durchzockte Präsenz-Seminare in der letzten Reihe während meiner Studienzeit – und der Soundtrack.
Ha, was eine Überleitung, he did it again! Der OST stammt von Jason Hayes und Peter McConnell, von denen zumindest Hayes durch sein Mitwirken an diversen Scores des Warcraft-Franchise ein ziemlich gutes Gefühl für dessen Klangwelt mitbringt: Die insgesamt neun Tracks wirken wie aus WoW entliehen und Hearthstone klingt diesem Kosmos zugehörig. Fans des MMOs werden sich also direkt wie zuhause fühlen, aber auch Nicht-Kenner dürften ihren Spaß haben.
Besonders schön, vermutlich weil häufig gehört, finde ich das schmissige Pull Up a Chair, bei dem wir zum Spielstart akustisch den Schankraum betreten. Die gedämpfte Geräuschkulisse brandet auf, als sich die Tür öffnet. Lachen und Johlen quellen heraus. Eine Stimme begrüßt uns mit den Worten: „It’s good to you see you again! Pull up a chair by the hearth!“ Es beginnt ein Zusammenspiel aus Gitarre und Fidel, während sich im Spiel das Hauptmenü öffnet. Das Hauptmotiv erklingt, das später von einer Flöte übernommen und im Solo weitergedudelt wird.
Dieses Storytelling erzeugt tatsächlich ein sehr heimeliges Feeling, ganz so als wären wir gerade wirklich in einer Mittelalter- / Fantasy-Spielunke gelandet. Die Gute-Laune-Mucke sollte also jedem Spielleiter einer Pen & Paper-Runde zur atmosphärischen Untermalung des Schankraumes gereichen. Fernab jedes Epos spielen im OST Gitarren, Flöten und Streicher die Hauptrollen, was mal irische / keltische Vibes aufkommen lässt (Tricks of the Trade), und dann auch wieder mediterranes Flair versprüht (Two Rogues, One Mark). Alles sehr entspannt, sehr harmonisch und auch ein wenig schelmisch. Ich find’s gut!
Nostalgiewarnung
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Heroes of Warcraft [Cinematic Score] | Jason Hayes | |
02 | Pull Up a Chair | Peter McConnell | |
03 | Tricks of the Trade | Peter McConnell | |
04 | Two Rogues, One Mark | Peter McConnell | |
05 | The Arena Awaits | Peter McConnell | |
06 | Playing with a Full Deck | Peter McConnell | |
07 | Awash in Ale, But Nary a Mug | Peter McConnell | |
08 | One Last Chance | Peter McConnell | |
09 | Tabletop Battles | Peter McConnell |