Heroes of Might and Magic III
Magische Wanderung
Hier geht’s zur Music-Review von
Armageddon’s Blade (1999).
Mit Heroes of Might and Magic verhält es sich Fans zufolge wie mit den Star Trek-Filmen: Die meisten sagen, die ungeraden Teile seien die guten. Das würde aber bedeuten, dass ich überwiegend die schlechten Ableger gespielt hätte, was ich so nicht bestätigen kann. Ohnehin fürchte ich, dass meine Meinung innerhalb der Fanblase um das beste Heroes wenig Widerhall fände, da zweifellos dem 5. Teil dieser Platz gebührt. Aber versuch das mal irgendwem zu verklickern …
Inwiefern sich Heroes III von den Vorgängern unterscheidet und wie das generelle Gameplay aussieht, möchte ich an dieser Stelle derweil nicht vertiefen. Wer meine Reviews zu Heroes und Heroes II sowie dessen Addon The Price of Loyalty gelesen hat, wird verstanden haben, wie das Spielprinzip dieser altehrwürdigen Rundenstrategiespielserie aussieht. Und allen anderen stelle ich die Frage: Was macht ihr hier? Los, erst die Wegbereiter-Rezensionen lesen, sonst versteht ihr nur die Hälfte meiner Ausführungen … sind sie weg? Gut, dann können wir ja loslegen!
Vorweg sei erst einmal gesagt, dass ich nicht weiß, um welche Version es sich bei dem mir vorliegenden Soundtrack handelt. Einen OST gibt es wohl nicht, allerdings wurde das YouTube-Video, das ihr oben seht und bei dem die kryptischen Titelnamen Verwendung finden, vom Komponisten Paul Romero kommentiert. Folglich gehe ich davon aus, dass wir hier das haben, was einem originalen Soundtrack am nächsten kommt. Übrigens gibt es aufgrund des Jubiläums von Heroes III eine Vinyl-Fassung des Scores, in der die Tracks auch Namen haben. Leider habe ich dazu keine Audiofiles gefunden, als dass ich einen Abgleich hätte machen können. Folglich müssen wir uns mit so eingängigen Beschriftungen wie Scenario Victory und Campaign Theme V begnügen.
Bei meiner Recherche für die Review bin ich darüber hinaus auf diese sehr interessante Rezension von jemandem gestoßen, der Ahnung vom Komponieren hat. Als Schreiber, der Musik nie studiert hat und hier seine Laienmeinung kundtut, empfehle ich jedem Interessenten, der der englischen Sprache oder der Benutzung einer Übersetzungssoftware fähig ist, mal reinzulesen. Dort bekommt ihr nämlich eine fundierte Beschreibung plus Erklärung der Eigenheiten. Hier geht’s jetzt dagegen weiter mit meiner humble opinion.
Und die fängt damit an, dass ich sagen möchte, wie sehr mir der Score gefällt. Wo ich bei Heroes II noch mit Nostalgiebrille an meine Tage und Nächte im Keller meiner Eltern zurückdenke, in denen ich den Klängen der Komponisten Paul Romero und Rob King gelauscht habe, fehlt mir diese Sentimentalität bei Heroes III. Klar habe ich irgendwann mal reingespielt, um die Argumentation des Internets zu überprüfen, dass es sich hier um das beste Spiel aller Zeiten handle. Meine Neugierde konnte ich zwar befriedigen, für ein wirkliches Nachempfinden der Euphorie war es allerdings zu spät.
Die Musik wiederum bietet genug Möglichkeiten, den Behauptungen des Netzes zuzustimmen. Erneut ist eine Steigerung bei den schöpferischen Fähigkeiten der Komponisten hörbar. War es beim Sprung von Teil 1 zu Teil 2 noch Untermalung mit einem ganzen Orchester, findet von Teil 2 zu Teil 3 stattdessen eine Verfeinerung der Rezeptur statt. More of the same könnte man sagen, läge aber falsch. Wieder ist der Score Fantasy-fokussiert, wieder stechen dominante Instrumente wie Streicher und Bläser hervor. Dieses Mal jedoch bekommen wir mehr Finesse.
Wo wir in Heroes of Might and Magic II noch über weite Strecken belanglose Terrain-Themes vorgesetzt bekommen (mit Ausnahme des fantastischen Grass Theme), sind diese nun etwas variantenreicher und ausdefinierter. Terrain (Snow) klingt getragen, aber nicht zu traurig, sondern zeugt eher von einer grimmigen Entschlossenheit. Es regt sich das Bild eines schneeumtosten Turmes, der den eisigen Winden trotzt. Terrain (Rough) wirkt dagegen wie ein Ausflug aufs Land, was durch Effekte wie Grillenzirpen und Vogelgezwitscher unterstützt wird.
Erneut verwenden die Komponisten Soundeffekte wie Lavageglucker, um die bildliche Assoziation zu verstärken und erschaffen dadurch Landschaften vor dem geistigen Auge. Ein imaginärer Abstecher in orientalische Gefilde? Mit Terrain (Sand) kein Problem! Auch wenn sich die Musikschaffenden hierfür noch sehr an den gängigen Tropen orientieren, wird sich dies in der Zukunft mit den späteren Ablegern ändern – ich möchte nur auf das großartige City Theme (Academy) verweisen. Das Arbeiten mit Stereotypen birgt folglich Vor- wie Nachteile. Hier unterstreicht es den Anspruch der Komponisten, uns in eine diverse Welt zu führen.
Des Weiteren gefällt mir das Main Theme mit seiner Kombination aus Cembalo, Flöten und Streichern sehr gut, dessen fröhliche Melodie an klassische Fantasy-Stereotype erinnert. Wieder Klischee, ich weiß. Aber irgendwie sehe ich dies aufgrund der Orchestrierung erneut eher positiv, weil es für mich mehr in Richtung Peter und der Wolf und weniger Richtung Winx Club driftet. Andere Serien-Evergreens wie das Zupfen der Geigen bei den KI-Themes, finden indes hier ihren Ursprung und vermitteln dieses schelmische, tapsende Gefühl, während wir unseren Widersachern beim Durchstreifen der Karte zusehen.
Die Kampf-Themes sind meinem Empfinden nach weniger spannend als noch beim Vorgänger. Alle klingen recht orientalisch, was sich für mich auf die schnellen Rhythmen der Trommeln (Bongos?) und Flöten zurückführen lässt. Das muss wohlgemerkt nichts Schlechtes sein, denn Combat II erzeugt hierdurch einen temporeichen Ohrenschmaus, der mit seinen bedrohlichen Bläsern an die Kämpfe aus der Total War-Reihe erinnert. Trotzdem hätte ich mir etwas mehr Variation gewünscht.
Was normalerweise für mich das Hightlight eines Heroes-Scores darstellt, haut mich dieses Mal indes weniger aus den Socken. Dabei fangen die City-Themes allesamt hervorragend die Quintessenz ihrer jeweiligen Fraktion ein: Die Musik der Untoten (City Necropolis) erweckt durch die Glockenschläge eine passend gruselige Friedhofsatmosphäre, während die Magier (City (Tower)) durch die walzerartigen Streicher und Pizzicatos neugierig und – nun ja – magisch klingen. City (Fortress) erzeugt durch das Fagott dagegen eine deprimierende Sumpfatmosphäre und auch die Dämonen (City (Inferno)) klingen passend düster und gefährlich.
Scheint also alles stimmig, trotzdem hätte ich mir mehr gewünscht, das hängenbleibt – trübe Moorgeräusche machen halt nur bedingt Spaß. Dies ist beispielsweise einer der Gründe, warum mir Heroes of Might and Magic V so gut gefällt: Hier werden die Bösen ebenfalls stereotyp düster und bedrohlich und die Guten fast schon theatralisch heroisch orchestriert. Doch die Themen, die Motive können begeistern, Sympathien erzeugen – sei es für das Gute oder das Schlechte. Das fehlt hier, auch wenn es ein eher unfairer Kritikpunkt ist. Trotzdem: Als Spieler der Fortress-Fraktion käme ich mir etwas verarscht vor.
Jenseits dessen ist der OST eine schöne, klassische Komposition, die auch Nichtspieler in eine Fantasiewelt transportiert, mit Monstern und Magie, mit Schönem und mit Schrecken. Wäre es kein Spiel, könnte man der Musik vermutlich auf WDR 4 lauschen, aber so obliegt es der Spielerschaft, diese Kunst standesgemäß wertzuschätzen. Eine definitive Hörempfehlung auf hohem Niveau, die uns mitnimmt auf eine magische Reise.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Heroes of Might and Magic III | Paul Romero; Rob King | |
02 | AI Theme I | Paul Romero; Rob King | |
03 | AI Theme II | Paul Romero; Rob King | |
04 | AI Theme III | Paul Romero; Rob King | |
05 | Combat I | Paul Romero; Rob King | |
06 | Combat II | Paul Romero; Rob King | |
07 | Combat III | Paul Romero; Rob King | |
08 | Combat IV | Paul Romero; Rob King | |
09 | Scenario Victory | Paul Romero; Rob King | |
10 | Good Theme | Paul Romero; Rob King | |
11 | Neutral Theme | Paul Romero; Rob King | |
12 | Evil Theme | Paul Romero; Rob King | |
13 | Terrain (Grass) | Paul Romero; Rob King | |
14 | Terrain (Lava) | Paul Romero; Rob King | |
15 | Terrain (Rough) | Paul Romero; Rob King | |
16 | Terrain (Sand) | Paul Romero; Rob King | |
17 | Terrain (Snow) | Paul Romero; Rob King | |
18 | Terrain (Dirt) | Paul Romero; Rob King | |
19 | Terrain (Water) | Paul Romero; Rob King | |
20 | Terrain (Swamp) | Paul Romero; Rob King | |
21 | Terrain (Underground) | Paul Romero; Rob King | |
22 | Secret Theme | Paul Romero; Rob King | |
23 | City (Castle) | Paul Romero; Rob King | |
24 | City (Rampart) | Paul Romero; Rob King | |
25 | City (Fortress) | Paul Romero; Rob King | |
26 | City (Dungeon) | Paul Romero; Rob King | |
27 | City (Inferno) | Paul Romero; Rob King | |
28 | City (Necropolis) | Paul Romero; Rob King | |
29 | City (Stronghold) | Paul Romero; Rob King | |
30 | City (Tower) | Paul Romero; Rob King | |
31 | Campaign Theme I | Paul Romero; Rob King | |
32 | Campaign Theme II | Paul Romero; Rob King | |
33 | Campaign Theme III | Paul Romero; Rob King | |
34 | Campaign Theme IV | Paul Romero; Rob King | |
35 | Campaign Theme V | Paul Romero; Rob King | |
36 | Campaign Theme VI | Paul Romero; Rob King | |
37 | Campaign Theme VII | Paul Romero; Rob King | |
38 | Campaign Theme VIII | Paul Romero; Rob King | |
39 | Campaign Theme IX | Paul Romero; Rob King | |
40 | Campaign Defeat | Paul Romero; Rob King | |
41 | Combat (Win) | Paul Romero; Rob King | |
42 | Battle Defeat | Paul Romero; Rob King | |
43 | Battle Retreat | Paul Romero; Rob King | |
44 | Battle Surrender | Paul Romero; Rob King | |
45 | Leprechaun Loop | Paul Romero; Rob King | |
46 | Siege Victory | Paul Romero; Rob King | |
47 | Siege Defeat | Paul Romero; Rob King | |
48 | Ultimate Defeat | Paul Romero; Rob King |
Erscheinungsdatum: 1999
Art: Gamerip
Komponist(en): Paul Romero; Rob King
Trackzahl: 9
Armageddon’s Blade
Ich will euch mit dieser Review zu Heroes of Might and Magic III: Armageddon’s Blade gar nicht lange aufhalten. Weder habe ich es gespielt, noch gibt es nennenswerte Änderungen zum Hauptspiel – weder inhaltlich noch musikalisch. Trotzdem macht es mich immer ein Stück weit traurig, wenn ich das Wort ‚Addon‘ lese, weil es mich an eine Zeit erinnert, in der Games als ganzheitliches Unterhaltungsprodukt konzipiert wurden und nicht als Zeitfresser, die einem möglichst lange die Karotte vor die Nase halten.
Deshalb mache ich jetzt genau das Gegenteil und fasse mich kurz: Die Musik ist more of the same. Wer sich bei Heroes III schon dachte: „Hui, das klingt aber nett, ich wünschte, es gäbe mehr davon!“, wird bei Armageddon’s Blade auf seine Kosten kommen. Neun Tracks bietet der Gamerip, darunter die stimmungsvollen Campaign-Themes, das old-schoolige City (Conflux) für die neue Fraktion sowie mein persönliches Highlight, Campaign Theme XI, das mit seinen dominanten Streichern einen Hauch Aristokratie versprüht und bei mir beispielsweise Assoziationen mit dem Soundtrack von Assassin’s Creed Unity aufkommen lässt.
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Campaign Theme (Armageddon's Blade) | Paul Romero; Rob King | |
02 | Campaign Theme (Dragon Slayer) | Paul Romero; Rob King | |
03 | Campaign Theme (Dragon's Blood) | Paul Romero; Rob King | |
04 | Campaign Theme (Festival of Life) | Paul Romero; Rob King | |
05 | Campaign Theme (Foolhardy Waywardness) | Paul Romero; Rob King | |
06 | Campaign Theme (Playing with Fire) | Paul Romero; Rob King | |
07 | Campaign Theme X | Paul Romero; Rob King | |
08 | Campaign Theme XI | Paul Romero; Rob King | |
09 | City (Conflux) | Paul Romero; Rob King |