Dark Messiah of Might and Magic
Erscheinungsdatum: 2006
Art: Original Soundtrack (OST) / Gamerip
Komponist(en): Cris Velasco; Sascha Dikiciyan
Trackzahl: 11 / 26
Gewaltig gut
Dies ist die Music-Review. Hier geht’s zur Game-Review von
Dark Messiah of Might and Magic.
Wir schreiben das Jahr 2006. Es ist ein gutes Jahr für die Gaming-Community: Der neueste The Legend of Zelda-Ableger Twilight Princess erscheint für die Wii, das erste Gears of War kommt für die Xbox 360 auf den Markt und am PC lässt The Elder Scrolls IV: Oblivion Rollerherzen höherschlagen. Aber nicht nur Massenmarkt-Kassenschlager prägen das Bild, sondern auch weniger große Titel wie Gothic 3, Heroes of Might and Magic V, SpellForce 2 sowie Dark Messiah of Might and Magic – oder zumindest meine persönliche Wahrnehmung.
Nicht nur waren diese Spiele absolute Zeitfresser, die mir die limitierten Zockperioden versüßt haben; nein, sie haben (zumindest was das Genre Soundtracks angeht) entscheidenden Einfluss auf meinen Musikgeschmack ausgeübt. Deshalb steht nicht nur am Ende dieser Review ein dicker Nostalgie-Hinweis, sondern auch an ihrem Anfang. Dark Messiah of Might and Magic hat mich in einer meiner prägendsten Phasen begleitet und die Musik löst bei mir heute noch Gänsehaut aus. Ich bilde mir zwar ein, dass dies an der Qualität der Kompositionen liegt, mache mir allerdings keine Illusionen, dass man auch genauso gut von ihnen gelangweilt sein kann.
Tatsächlich habe ich bei der Recherche für diesen Artikel einen Foreneintrag gefunden, in dem jemand nach einem Workaround sucht, um die Musik im Spiel durch eigene Tracks auszutauschen, weil sie zu langweilig sei – Frechheit! Beziehungsweise zu repetitiv, was ich wiederum einigermaßen verstehen kann. Denn das Spiel ist sehr linear und Auseinandersetzungen werden häufig mit ein- und demselben Track untermalt. Das kann nerven, wenn die Musik nicht geil ist. Ist sie aber – finde ich. Nun möchte ich nicht noch mehr Platz vergeuden, mich zu rechtfertigen, denn schließlich geht es hier um mein Empfinden diesem Soundtrack gegenüber, das ich so gut wie möglich von meinen Erfahrungen im eigentlichen Game löse. Wie die aussehen, könnt ihr in der Game-Review sehr gerne nachlesen.
Der Score wurde von Sascha Dikiciyan und Cris Velasco komponiert, die damals noch relativ neu im Geschäft waren. Besonders Letzterer ist mittlerweile ein etabliertes Schwergewicht in der Welt der Videospielmusikwelt, schrieb er doch für die Assassin’s Creed-Reihe, Mass Effect, God of War und Bloodborne. Markenzeichen der beiden Komponisten sind etwas brachiale, pompöse Stücke, die mit Orchestergewalt aus den Boxen dröhnen und das Blut in Wallung bringen. Ein Zusammentreffen, das mit Blick auf das Ergebnis, welches wir im Dark Messiah of Might and Magic–Soundtrack hören dürfen, wohl ein match made in heaven war.
Während der originale Soundtrack nur 11 Tracks umfasst, inkorporiert er damit schon fast alles Hörenswerte aus dem Spiel. Oder zumindest könnte man das meinen, bis man in den Gamerip reinhört und feststellt, dass sich ein paar Banger unter den 15 fehlenden Liedern verstecken. Aber der Reihe nach: Die Musik in Dark Messiah ist gewaltig und gut. Wie angesprochen feuern Dikiciyan und Velasco ein orchestrales Fantasy-Fest ab, das vielen Film-Scores dieses Genres zumindest ebenbürtig ist.
Dabei beginnt der Soundtrack mit der Ouvertüre The Gates of Stonehelm sehr zurückhaltend, einer lieblich versonnenen Weise, die uns mit ihren Streichern fast schon kitschig einlullt und ein Bild von Harmonie, Stille und Frieden zeichnet, bevor in der Mitte mit dem Gong wie ein Donnergrollen Düsterheit über die Komposition hinwegzieht und Moll-Töne das Iydll trüben. Ein Einstieg, der dem Narrativ der Story geschuldet ist und im folgenden Score als das Vorher, als die verpasste Zukunft dem diametral gegenübersteht, was als nächstes kommt. Angefangen bei The Battle of Stonehelm aus dem Gamerip, das uns uns direkt mit Chor und Posaunen entgegenbläst und verkündet: Der Kampf hat begonnen.
In den nächsten Tracks wechseln sich Action und Spannung ab, nur ganz selten bekommen wir ruhige Töne vorgesetzt. Dies ist mit Blick auf die im Vergleich spektakulären Action-Tracks kein besonderer Verlust, denn hier, wie angekündigt, brillieren die Komponisten: Crawling from the Deep ist ein instrumentales Ringen um die Dominanz von Bläsern und Streichern, die wie Wellen übereinander hereinbrechen und uns in ihren Wogen mitreißen. Avatar of the Goddess wiederum ist eine musikgewordene Drohkulisse, Summoning the Soul-Dragon erzeugt mit seinen thronenden Vocals hervorragend Spannung und reißt mit.
Combat (Fire in the Blood) wirkt dagegen fast schon simpel, hat durch seinen Herzschlag-ähnlichen Rhythmus aber etwas Dreckiges, Anstachelndes, als würden wir gebückt auf der Suche nach Beute durch einen Gang hetzen. Diesen Klangfeuerwerken folgen viele weitere, sehr gute Tracks, die irgendwo zwischen Verfolgungsjagd und mythischer Bedrohlichkeit pendeln. Besonders Leanna’s Theme, das auf einer Harfe gespielt wird, sticht angenehm heraus und unterstreicht den magischen Aspekt von Dark Messiah of Might and Magic gekonnt.
Insgesamt bin ich sehr froh, dass durch solche Details eine gewisse musikalische Verwandtschaft zum fünften Teil der Heroes of Might and Magic-Reihe erkennbar wird. Denn dieser ist inhaltlich mit Dark Messiah verwoben, weshalb es umso schöner ist, dass sich Dikiciyans und Velascos Komposition so wunderbar in Rob Kings und Paul Romeros Epos einreihen. Ob dies beabsichtigt war, kann ich tatsächlich nicht sagen. Da beide Spiele im gleichen Jahr erschienen sind, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen glücklichen Zufall. Genauso einen glücklichen Zufall, wie dass diese beiden Herrschaften damit beauftragt wurden, einen, wenn nicht sogar den besten Soundtrack für einen Ego-Shooter zu kreieren – etwas, das ihnen beispielsweise bei Borderlands 2 nicht mehr so gelungen ist.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.
Dark Messiah of Might and Magic
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | The Gates of Stonehelm | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
02 | Crawling from the Deep | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
03 | Redskull Island | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
04 | Soulmate | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
05 | Avatar of the Goddess | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
06 | The Dark Messiah | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
07 | Dark Revelation | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
08 | Leanna's Theme | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
09 | Wings of Destruction | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
10 | Summoning the Soul-Dragon | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | |
11 | Awakening | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco |
Dark Messiah of Might and Magic [Gamerip]
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | The Gates of Stonehelm* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
02 | The Battle of Stonehelm | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
03 | Leanna Menelag's Theme | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
04 | The Gleam of a Cold Knife (Ghoul Crystal) | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
05 | Dead Man's Trail (Chase the Ghoul) | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
06 | Assault | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
07 | Sareth's Crystal | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
08 | Leanna Menelag's Theme (Loveboat / Across the Sea of Blood)* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
09 | Redskull Island (Island Arrival)* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
10 | Island Temple Entrance | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
11 | Underground Arrival | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
12 | The Temple of the Spider (Underground) | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
13 | Wings of Destruction (Battle of the Pao-Kai)* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
14 | Wings of Destruction [Alternative] | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
15 | The Altar of the Skull (Discover) | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
16 | Crawling from the Deep (Battle of the Worm)* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
17 | Combat (Fire in the Blood) | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
18 | City of Flames (Cyclops) | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
19 | Avatar of the Goddess (Spidermonster)* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
20 | Temple | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
21 | Summoning the Soul-Dragon* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
22 | Summoning the Soul-Dragon (Arantir)[No Choir] | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
23 | Awakening* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
24 | Dark Revelation [Bonus]* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
25 | Soulmate [Bonus] | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan | |
26 | The Dark Messiah [Bonus]* | Cris Velasco; Sascha Dikiciyan |
*Track im Original Soundtrack enthalten